Descripción de la Exposición
„Die Trennung von Biologie und Geologie oder Nichtleben und Leben ist nicht nur eine Trennung, die künstlich ist. Es ist eine Trennung, die gefährlich ist.“ (Elizabeth Povinelli, Geontologies: A Requiem to Late Liberalism, 2016)
In den letzten Monaten hat Daniel Lie das Studio im Künstlerhaus Bethanien als Forschungsbasis genutzt, um Prozesse des Verfalls zu untersuchen. Scales of Decay ist Lies erste Einzelausstellung in Berlin und erweitert die Grenzen zwischen dem, was als lebende und tote Materie bewertet wird.
Mit Scales of Decay zeigt Lie eine Rauminstallation aus großformatigen, expressiven Zeichnungen, die mit Kohle, Aquarellfarben, Kurkuma, Bleistift und Leinölgel entstanden sind und als Gruppen installiert von der Decke hängen. Inspiriert von einem Arrangement aus verfaultem Obst und Gemüse, das über Monate in Lies Atelier auf einem Teller drapiert war, visualisiert die Ausstellung die verschiedenen Stufen der Entwicklung von frischer zu verrottender Materie. Die Installation regt dabei die menschlichen Sinne an und will körperliche Reaktionen erzeugen. Der Teller im Atelier wird Teil des künstlerischen Entwurfs und – im Gegensatz zum traditionellen, malerischen Modell eines Stilllebens – zum Kollaborateur, wie ein symbiotischer Agent.
Die Farben der Zeichnungen fluoreszieren im Raum und auch die Wände der Ausstellungsräume wurden miteinbezogen und sind mit Kurkuma und Leinölgel bemalt. Vergleichbar mit der Dramaturgie einer musikalischen Komposition ist der Raum in verschiedene Szenen unterteilt. Mit Kurkuma handgefärbte Textilarbeiten begleiten die Zeichnungen, deren Farben Gelb (Blumen, Früchte, Körperflüssigkeiten) und Schwarz (Tod, Erde, Tiefe) im Kontrast zueinander stehen. Die Motive erinnern an mikroskopische Aufnahmen aus dem Labor, Mikroorganismen und vergrößerten Partikel, und laufen ineinander mit Andeutungen von Insekten, Nahrungsmitteln, Meeresbewohnern und Naturelementen. Wie für viele von Lies Arbeiten charakteristisch, weist auch Scales of Decay Verbindungen zur Performancekunst auf, einem Medium, das auf Zeit, Vergänglichkeit und Präsenz basiert.
Transgender Künstler*in Daniel Lie (Brasilien/Indonesien, geboren in São Paulo) erforscht auf künstlerische Weise Konzepte von Leben und Tod, Verfall und biografische Zusammenhänge der Herkunft, wobei organisch-lebendige Materie zum Labor und kreativen Ausgangspunkt wird. Zeit ist dabei ein zentraler Faktor: von den ältesten Erinnerungen bis zum Anbeginn der Welt, von der Dauer eines Menschenlebens bis hin zur geologischen Zeit der Elemente. Um solche Zeitspannen zu verdeutlichen, arbeitet Lie mit raumgreifenden Installationen und Performances, mit sich zersetzender Materie und wachsenden Pflanzen oder Pilzen als Material, das Zeit in sich trägt. Im interdisziplinären Austausch mit Mykolog*innen, Archäolog*innen oder Umweltspezialist*innen entwickelt Lie posthumanistische Perspektiven mit dem Ziel, binäre Denkstrukturen zwischen Wissenschaft und Religion, Herkunft und Gegenwart, Leben und Tod aufzubrechen.
In den kommenden Monaten werden Daniel Lies künstlerische Erforschungen zum Thema Verfall in verschiedenen Ausstellungen, Vorträgen und Übertragungen präsentiert, u.a. auf der vom British Council Digital Collaboration Fund geförderten digitalen Plattform „Rotten TV“, im Rahmen der Ausstellung Park Platz auf dem Gelände der Berlinischen Galerie und auf dem Atonal Festival in Berlin. Sein Essay „Rotten Energy: Spaces with Consciousness“ wird in dem von Carolyn F. Strauss herausgegebenen Buch Slow Spatial Reader bei Valiz erscheinen. Gemeinsam mit der KfW Stiftung erscheint außerdem eine monographische Publikation.
DANIEL LIE nimmt am Artist-in-Residence-Programm der KfW Stiftung in Kooperation mit dem Künstlerhaus Bethanien teil.
Exposición. 11 jun de 2021 - 11 jul de 2021 / Künstlerhaus Bethanien / Berlin, Alemania
Exposición. 19 nov de 2024 - 02 mar de 2025 / Museo Nacional del Prado / Madrid, España
Formación. 23 nov de 2024 - 29 nov de 2024 / Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía (MNCARS) / Madrid, España